Performance im Responsive Webdesign

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Ein zentrales Argument, welches Verfechter separater mobiler Websites häufig anführen, ist deren bessere Performance. Responsive Webdesigns müssen mit einer einzigen Codebasis sämtliche Geräte bedienen – es ist kaum vermeidbar, dass Daten heruntergeladen werden, die dem jeweiligen Endgerät ohnehin verborgen bleiben. Dedizierte mobile Websites lassen sich einfacher optimieren – zumal dort wirklich nur die Inhalte geladen werden müssen, die auf mobilen Endgeräten tatsächlich benötigt werden (vgl. Rosewell 2013). Der Web Performance Forscher Guy Podjarny ermittelte im Rahmen einer Untersuchung von 347 Responsive Websites, dass 86% der Seiten in der kleinsten Darstellungsvariante nur geringfügige bis gar keine Performance-Vorteile gegenüber der größten Variante vorweisen konnten (vgl. Podjarny 2012). Allerdings liegt dieses schlechte Verhältnis oftmals vermutlich weniger in der Technologie begründet, sondern stellt wohl eher eine Folge mangelhafter Umsetzung durch die Betreiber dar – an Informationen zur Performance-Optimierung, auch im Responsive Webdesign, mangelt es in der Literatur nicht. Allerdings ist diese mit einem Mehraufwand verbunden, der letztendlich zu höheren Entwicklungskosten führen kann (vgl. Kim 2013a, S. 34–35).

Insbesondere im Mobile Commerce wirkt sich jede Sekunde mehr an Ladezeit jedoch signifikant auf die Konversionsrate und somit auf direkt auf Umsätze aus. Der amerikanische Digital Marketing Dienstleister „TagMan“ untersuchte den Zusammenhang zwischen der Reaktions- und Ladezeit einer Website und den Kaufabschlüssen. Dabei wurde festgestellt, dass eine Verzögerung der Ladezeit um nur eine Sekunde die Konversionsrate bereits um 6,7% vermindert. Weiterhin hat die Verzögerung eine Verminderung der Pageviews um elf Prozent, sowie der Kundenzufriedenheit um sechzehn Prozent zur Folge (vgl. TagMan 2012).

Ab einer Ladezeit von 7 Sekunden sinkt die Conversion Rate kaum noch (eigene Darstellung nach Everts 2014)

Ab einer Ladezeit von 7 Sekunden sinkt die Conversion Rate kaum noch (eigene Darstellung nach Everts 2014)

Die Abbildung zeigt, dass jede weitere Sekunde Verzögerung die Konversionsrate weiter reduziert – erst bei einer Seiten-Ladezeit von sieben Sekunden wird ein Plateau erreicht, ab dem eine weitere Verzögerung keine signifikanten Nachteile mehr nach sich zieht (vgl. Everts 2014). Der Webperformance-Spezialist Bruce Lawson rät daher sogar dazu, bei begrenzter Zeit die Aufmerksamkeit eher auf Performanceoptimierung zu lenken, anstatt die Website durch die Implementation von Media Queries in Bezug auf Layout und Usability zu optimieren (vgl. Lawson 2012a) [vgl. Kriterium 15].

Das Thema Performance-Optimierung geriert mit der zunehmenden Verbreitung von schnellen DSL-Anschlüssen eine Zeit lang in den Hintergrund. Doch mit dem Aufkommen des mobilen Webs gewann das Thema wieder mehr Aufmerksamkeit: Mobile Datenverbindungen sind derzeit in vielen Regionen noch nicht optimal – und selbst beim schnellen Übertragungsstandard LTE ist die Latenz höher als beim kabelgebundenen DSL-Anschluss.

Positiver Nebeneffekt einer gut optimierten Responsive Website ist, dass auch die stationäre Variante von besserer Performance profitiert: Untersuchungen von Amazon, Yahoo und Microsoft bestätigen, dass selbst kleinste Verzögerung im Bereich von 100ms Desktop-PC Nutzer zum Verlassen der Seite bewegen können. Eine Langzeitstudie von Google zeigte auf, dass Nutzer ihre Aktivität fünf Wochen lang reduzierten, selbst wenn der verzögerte Seitenaufbau bereits behoben wurde. Performanceoptimierung ist demnach auch im Desktop-Bereich alles andere als sinnlos. Eine gut durchdachte und sauber umgesetzte Responsive Website, die auch bei mittelmäßigen mobilen Datenverbindungen noch benutzbar ist, wird auf Desktop-PCs enorme Geschwindigkeiten erzielen. Dies kann sich in erheblicher Weise auf die Zufriedenheit der Benutzer auswirken (vgl. Wroblewski 2011, S. 23–24).

Informationen zur Optimierung von Websites in Bezug auf deren Performance füllt ganze Bücher (vgl. Stefanov 2012), in einem folgenden Beitrag werde ich die Möglichkeiten daher nur grob umreißen.